Ablauf einer Narkose

Je mehr wir über den Gesundheitszustand eines Patienten wissen, um so besser können wir uns mit der Narkose darauf einstellen. Vor jeder Narkose werden wir den Patienten untersuchen und sein Herz abhören. Noch mehr Informationen erhalten wir aus einem vorsorglichen Blut-Check. Man spricht hierbei auch von einer “präoperativen Blutuntersuchung”. Dabei wird eine größere Anzahl von Blutwerten überprüft. Das Ergebnis liefert uns ein aussagekräftiges Gesundheitsprofil. 

Unerkannte Funktionsdefizite der Leber oder der Niere können dabei erkannt werden und uns Hinweise auf Defizite bei der Verstoffwechselung (Abbau) und/oder der Ausscheidung von Narkosemitteln geben. Darauf können wir uns dann mit der Auswahl geeigneter Narkosemedikamente und mit einer entsprechenden Infusionstherapie einstellen. Die Vorteile einer solchen präoperativen Blutuntersuchung liegen auf der Hand. Dennoch scheuen manche Tierbesitzer die damit verbundenen Kosten. Einerseits verständlich – andererseits erhöht es das Narkoserisiko.

Wichtig ist, dass Hunde und Katzen am Tag der Operation nüchtern kommen, also einen leeren Magen haben. Damit werden Komplikationen, die durch ein mögliches Erbrechen entstehen stark reduziert. Etwa 8 Stunden vor dem Eingriff sollte alles Futter und Kauartikel weggeräumt werden. 

Wasser darf bis 1 Stunden vorher angeboten werden. Kaninchen und Nager dürfen bis zum OP-Termin fressen und trinken. Diese Tiere können nicht erbrechen und ihr Stoffwechsel verträgt längeres Fasten nicht.

Soweit es der Praxisablauf zulässt, erhalten Hunde ihre Narkose im Beisein ihrer Besitzer. Dazu wird dem Hund ein Venenkatheter in ein Gefäß am Bein geschoben und mit Klebeband fixiert. So haben wir während der gesamten Narkose die Möglichkeit, Medikament in die Blutbahn zu applizieren und gewährleisten damit einen unverzüglichen Wirkungseintritt. Auf diesem Weg wird auch das Narkosemittel verabreicht. Schläft der Hund, nimmt unser Praxisteam das Tier mit in den Zahn-OP und die Besitzer können entweder im Wartezimmer warten oder kommen zu einer vereinbarten Zeit wieder in die Praxis.

Etwas anders verläuft es bei Katzen und Heimtieren. Diese ziehen es vor, in einer ruhigen stressfreien Umgebung einzuschlafen. Nach einer ersten Untersuchung bringt unser Praxisteam diese Tiere erst einmal in einen anderen Raum, wo die Patienten nach dem Stress des Transportes noch eine Weile zur Ruhe kommen. Vor der Operation bekommen diese Tiere ihr Narkosemittel in die Muskulatur gespritzt. Erst wenn die Katzen schlafen, bekommen sie einen Venenkatheter gelegt. So können wir den Tieren unnötigen Stress ersparen.

Venenkatheter bei einem Hund

Diese Katze bekommt Sauerstoff und Narkosegas über einen Tubus

Je nach Notwendigkeit werden die Patienten im Anschluss an die Narkoseeinleitung intubiert, das heißt, sie bekommen einen Schlauch in die Luftröhre. Zum einen erleichtert das den Patienten das Atmen, zum anderen können Flüssigkeiten nicht in die Lunge gelangen. Über diesen Schlauch (Tubus) können die Tiere an ein Gas-Narkose-Gerät angeschlossen und die Narkose mit Narkosegas aufrecht erhalten werden. 

Im Notfall können die Patienten so auch beatmet werden. Nach dem Eingriff wird das Narkosegas abgeschaltet und der Patient mit reinem Sauerstoff versorgt. Erst wenn das Tier aufzuwachen beginnt, wird der Tubus entfernt.

Bei einigen Narkosemitteln, die die Tiere zu Beginn der Narkose gespritzt bekommen, gibt es Antagonisten, also sogenannte Gegenmittel. Nach Beendigung des Eingriffs bekommen die Patienten ein “Weckmittel” gespritzt. So bleibt die Narkose nicht unnötig lange bestehen und die Patienten können in der Aufwachbox zu sich kommen. 

Erst wenn die Narkose vollständig abgeklungen ist werden die Patienten wieder an ihre Besitzer übergeben. Der Venenkatheter bleibt in einigen Fällen bis zum nächsten Tag liegen, so dass wir das Tier am folgenden Tag noch einmal infundieren können. In den meisten Fällen wird der Venenkatheter jedoch nach dem Aufwachen wieder entfernt und die Tiere haben nur noch eine kleine Tupferkompresse an der Stelle.

Narkoseprotokoll

Kaninchen und Nager

Kaninchen und Nager stellen an eine Narkose besondere Herausforderungen. Studien haben ergeben, dass das Narkoserisiko bei diesen Tieren weniger vom Narkosemedikament, als vom Narkosemanagement abhängt. 

Eine gut vorbereitete Operation, die ein zügiges Arbeiten ermöglicht und eine gute Kontrolle der Körpertemperatur und eine frühzeitige Wärmezufuhr gehören mit zu den entscheidenden Faktoren bei der Nagernarkose. 

In unserer Praxis werden jährlich über 300 Kaninchen und Nager in Narkose gelegt, so dass wir über ausreichend Erfahrungen mit Narkosen bei diesen Tierarten verfügen.